Dornburger-Sommer

Dornburger Sommer

Samstag, 23.07.2016 um 19:00h Dornburg Kirche
Sonntag, 24.07.2016 um 18:00h Dornburg Altes Schloss


Poesie aus der Pfanne

Musikalische Lesung - ein köstliches, poetisches 5-Gänge-Menü servieren die Dichterpflänzchen (Rezitationen) und Ilga Herzog (Flöte).

Die Liebe geht bekanntlich durch den Magen, das ist bei den Dichtern nicht anders. Da werden die kulinarischen Köstlichkeiten besungen, die genaue Zubereitung von Eierpfannkuchen oder Metzelsuppe und Gänsebraten in Versform für die Nachwelt festgehalten und Ratschläge für den Anbau von Salat und zartem Gartengemüse erteilt. Man huldigt dem Genuß in geselliger Runde, preist die Gastfreundschaft und lobt die Köche, die mit ihrer ,,Poesie aus der Pfanne”, wie Goethe gelungenen Mahlzeiten nannte, die Humanität schlechthin verkörpern, denn: ,,Wer einen guten Braten macht, hat auch ein gutes Herz.”

Wir möchten heute einige Vorschläge zu einem leicht verträglichen und bekömmlichen Menue machen. Die Speisenkarte enthält abwechslungsreiche, wohltemperierte Gerichtegedichte.

Stellen sie sich vor; die Gäste sind eingetroffen und haben am Tisch Platz genommen. Bevor nun jeder ans “Werk “geht, gibt Wilhelm Busch einen guten Rat für den Umgang mit dem Tischnachbarn.

Wilhelm Busch
Geschmacksache

Dies für den und das für jenen.
Viele Tische sind gedeckt.
Keine Zunge soll verhöhnen,
Was der andern Zunge schmeckt.

Lasse jedem seine Freuden,
Gönn ihm, daß er sich erquickt,
Wenn er sittsam und bescheiden
Auf den eignen Teller blickt.

Wenn jedoch bei deinem Tisch er
Unverschämt dich neckt und stört,
Dann so gib ihm einen Wischer,
Daß er merkt, was sich gehört.


An dieser Stelle werden wir das poetische 5-Gänge-Menü nicht ausführlich besprechen. Einige Bemerkungen von Goethe wollen wir doch anführen, um ihnen Appetit auf die Veranstaltungen zu machen.

Johann Wolfgang von Goethe empfielt:
Das Essen soll zuerst das Auge erfreuen und dann den Magen.

Aus Jena, wohin Goethe sich mit einem Diener und einer Köchin zurückzog, wenn er dichten mußte, schrieb er an seinen Bettschatz Christiane:
„Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß ich vier oder fünf Tage bloß von Zervelatwurst und rotem Wein gelebt habe. Ich bitte Dich aufs allerinständigste, mir mit jedem Botentage etwas gutes Gebratenes, einen Schöpsenbraten, Kapaun, ja einen Truthahn zu schicken, es mag kosten, was es wolle, damit wir nur zum Frühstück, zum Abendessen, und wenn es zu Mittag gar zu schlecht ist, irgend etwas haben, was sich nicht vom Schweine herschreibt.“

Goethes Lieblingsrestaurant war der Weiße Schwan in Weimar, behauptet der Wirt. Das ist wahrscheinlich, da dieses alte Gasthaus sich direkt gegenüber dem Goethehaus befindet. Sogar Lucas Cranach soll dort schon Bier getrunken haben, heißt es.

Der Maler Tischbein, der das berühmt Bild „Goethe in Italien“ gemalt hat, berichtet Goethe aus Neapel an Weihnachten 1787:

Gestern hätte ich Sie in Neapel gewünscht: einen solchen Lärm, eine solche Volksmenge, die nur da war, um Esswaren einzukaufen, habe ich in meinem Leben nicht gesehen; aber auch so viele dieser Esswaren sieht man nie wieder beisammen. Denken Sie sich, dass heute 500 000 Menschen im Schmausen begriffen sind, und das auf Neapolitanische Art.
Toledo scheint ein Theater, wo man den Überfluss zeigen will. Die Boutiken sind alle ausgeziert mit Esswaren, die sogar über die Straße in Girlanden hinüberhängen, die Würstchen zum Teil vergoldet und mit roten Bändern gebunden; die Welschen Hähne haben eine rote Fahne im Hintern stecken; deren sind gestern dreißigtausend verkauft worden. Die Zahl der Esel, mit Kapaunen beladen, so wie der andern, mit kleinen Pomeranzen belastet, die großen auf dem Pflaster ausgeschütteten Haufen solcher Goldfrüchte erschreckt einen. Aber am schönsten möchten doch die Boutiken sein, wo grüne Sachen verkauft werden, und die, wo Rosinentrauben, Feigen und Melonen aufgesetzt sind; alles so zierlich zur Schau geordnet, dass es Auge und Herz erfreut. Neapel ist ein Ort, wo Gott häufig seinen Segen gibt für alle Sinne.

Goethe dem Genießer und Gärtner wird auch folgender Spruch zugeschrieben.
„Das wär' dir ein schönes Gartengelände, wo man den Weinstock mit Würsten bände.“


Mehr zum Veranstalter, dem Verein Dornburger-Impressionen und zu den Poesieverein Dichterpflänzchen erfahren sie unter:
www.dornburger-impressionen.de
www.dichterpflaenzchen.com